Entwurzelt und neu verwurzelt

Verl/ Frankfurt. „Es waren beeindruckende Tage, die in jedem Fall in Erinnerung bleiben“, weiß Schüler Max Meermeier vom Gymnasium Verl zu berichten. Gemeinsam mit Cerise Nyabyenda, Lotta Bursian und ihrem Lehrer Frank Lücker waren sie vom 1.-3. Juni 2022 zum sogenannten Meeting Point ins Jüdische Museum in Frankfurt am Main eingeladen. Dort trafen sie auf Schülerinnen und Schüler von zwölf anderen Unesco-Projektschulen aus ganz Deutschland, die wie sie an einem Wettbewerb zum jüdischen Leben in Vergangenheit und Gegenwart anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben“ teilgenommen hatten.

Cerise, Lotta und Max hatten hierzu zusammen mit vier anderen Mitschülerinnen und -schülern aus der Klasse 8c ein Video- und Rechercheprojekt zum jüdischen Leben in Verl und Gütersloh vor und während des Nationalsozialismus umgesetzt und im Oktober des vergangenen Jahres eingereicht. „Beeindruckend war, dass alle sieben Schülerinnen und Schüler in den kompletten Herbstferien mit sehr viel eigenständigem Engagement an ihrem Projekt arbeiteten“, erklärt Lehrer Frank Lücker.

Die große Wertschätzung für ihren Einsatz wurde auch in Frankfurt deutlich. Neben Workshops und  Führungen in den jüdischen Museen Frankfurts war ein großer Festakt ein echtes Highlight. An diesem nahm unter anderem Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, teil und betonte: „Bei der Bekämpfung des Antisemitismus in den Schulen haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Doch gerade dieser Weg lohnt sich. Denn kein Kind wird als Antisemit geboren.“

Sichtlich stolz war dann nicht nur Cerise Nyabyenda, als ihr Maria Böhmer, Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, stellvertretend für die ganze Gruppe die Urkunde zur Anerkennung des Engagements überreichte. Böhmer hierzu: „Die Arbeiten der UNESCO-Projektschulen zeigen uns, wie wichtig pädagogische Kompetenz und leidenschaftliches Engagement für eine demokratische und offene Gesellschaft sind.“

Cerise ergänzte: „In unserem Projekt haben wir gesehen, wie die jüdische Bevölkerung während des Nationalsozialismus aus dem gesellschaftlichen Leben entwurzelt wurde. In Frankfurt haben wir nun den Blick auch auf die Gegenwart jüdischen Lebens geworfen und sehen, wie sich das jüdische Leben in Deutschland wieder neu verwurzelt hat. Hierfür möchten wir uns auch in Zukunft einsetzen, das nehme ich in jedem Fall aus Frankfurt mit.“

Lotta Bursian hat hierzu auch schon Ideen: „Wir konnten Kontakt zu Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland knüpfen. Gerne würden wir uns mit einigen wiedertreffen und gemeinsam unser Wissen zu jüdischem Leben in Vergangenheit und Gegenwart weiter vertiefen.“

Dies würde auch Schulleiter Matthias Hermeler unterstützen, der ebenfalls sehr stolz auf die Projektgruppe ist und betont, dass die Urkunde einen besonderen Platz im Schulgebäude erhalten wird.

Max Meermeier, Lotta Bursian, Cerise Nyabyenda, Frank Lücker (v.l.) vor dem Banner, der die Rechercheergebnisse der Verler Projektgruppe beim Meeting Point in Frankfurt präsentiert. © Jüdisches Museum Frankfurt / Frank Rumpenhorst

Maria Böhmer (2.v.l.), Präsidentin der deutschen UNESCO-Kommission, freut sich über das tolle Ergebnis der Projektgruppe des Gymnasiums Verl. © Jüdisches Museum Frankfurt / Frank Rumpenhorst

Maria Böhmer, Präsidentin der deutschen UNESCO-Kommission, und Klaus Schilling, Bundeskoordinator der UNESCO-Projektschulen, überreichen Cerise Nyabyenda, Max Meermeier und Lotta Bursian die Urkunde für ihr Engagement. © Jüdisches Museum Frankfurt / Frank Rumpenhorst