
Wie Putin seine Macht sichert – Eine kurze Darstellung

Am 2. März 2023 lud Udo Lielischkies die Sozialwissenschafts-Kurse der Q2 in unseren Multifunktionsraum ein. Auch weitere Gäste waren gerne gesehen.
Udo Lielischkies, der ehemalige ARD Russlandkorrespondent und Leiter des ARD Studios in Moskau ist bekannt für seine entschlossen für die Wahrheit eintretende Russlandberichterstattung, Kriegsberichte aus dem umkämpften Tschetschenien und ein Interview mit dem Vizepräsidenten der islamischen Bewegung in Afghanistans wenige Wochen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
Am 24. Februar 2023 jährte sich der tragische Krieg gegen die Ukraine zum ersten Mal. Aus diesem Grund hielt Udo Lielischkies einen umfassenden Vortag, in dem er den Weg Putins an die Macht beschrieb und die Abschaffung der Demokratie und Pressefreiheit in Russland darstellte.
Nach Abschluss der Akademie wurde er an den unwichtigen Standort Dresden im Staatsgebiet der Deutschen-Demokratischen-Republik versetzt. Nach dem Mauerfall und darauffolgenden Protesten vor der KGB Villa in Dresden musste Putin in die erheblich geschwächte UdSSR fliehen. Durch Unterstützung des KGBs erlangte Putin eine Arbeitsstelle als Mitarbeiter des Bürgermeisters von Leningrad. Dort lernte man das erste Mal eine andere Seite an Putin kennen. Er nutzte seine Stelle schamlos aus und veruntreute für sich und seine Freunde erhebliche Summen aus Geldern, die für die Lebensmittelversorgung seiner Bürger vorgesehen waren.
Nach der Abwahl des Bürgermeisters von Leningrad, Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak, zog Putin sich nach Moskau zurück und hielt sich mit Gelegenheitsjobs, wie das Taxifahren, über Wasser. Über die Zeit wuchs sein Einfluss, im Wesentlichen durch seine Kontakte beim KGB, so weit, dass Boris Jelzin, der erste demokratisch gewählte Präsident der Russischen Föderation, ihn zum Leiter des neuen russischen Inlandsgeheimdienstes FSB ernannt hat. Anschließend wurde er zum russischen Ministerpräsidenten ernannt. Eine eher symbolische – unwichtige – Rolle, die häufig als Sündenbock für politische Probleme benutzt wurde.
1999 betritt Udo Lielischkies zum ersten Mal in seiner Funktion als Russlandkorrespondent für die ARD russischen Boden. Nur Tage danach wurden in Russland mehrere Hochhäuser gesprengt. Die russische Regierung machte Tschetschenische Terroristen dafür verantwortlich.
Diese Anschläge waren Anlass der ersten Live-Schalte von Udo Lielischkies. Kurz darauf griff Russland Tschetschenien an, um den angeblichen tschetschenischen Terrorismus zu bekämpfen. Die von den russischen Medien propagierten tschetschenischen Terroristen stellten sich allerdings als FSB-Agenten heraus. In den russischen Medien wurde umfassend darüber berichtet, der FSB dementierte aber alles und sprach von einer Übung. Der russische Staat inszenierte also Anschläge, bei denen auch Menschen der eigenen Bevölkerung ums Leben kamen, um einen Angriffskrieg gegen ein anderes souveränes Land zu rechtfertigen.
Während des Krieges gewann Putin, der noch unbekannte russische Ministerpräsident, immer mehr an Beliebtheit in der russischen Bevölkerung. Für Putin ein sicherlich beabsichtigter Nebeneffekt. Am Tag des Milieniumswechsels übernahm Putin das Amt des russischen Präsidenten, von dem zurückgetretenen Boris Jelzin. Im März wird er dann als russischer Präsident durch ein öffentliches Wahlergebnis bestätigt.

In den folgenden Jahren stieg der Ölpreis, welches zur Folge hatte, dass die russischen Staatskassen große Überschüsse erzielten. Diese Überschüsse wurden in soziale Maßnahmen für die Bevölkerung investiert. Diese Investitionen hatten aber auch eine Schattenseite, langsam aber sicher wurde die freie Presse und die demokratische Grundordnung in Russland abgeschafft. Putin handelte nach dem Prinzip „solange die Bevölkerung glücklich ist, kann ich die Demokratie abschaffen, ohne, dass sich jemand beschwert.“ Geprägt von diesem stalinistischen Denken und dem Wunsch die Demokratie zu verscherbeln, besetzte Putin hohe Regierungspositionen mit Verbündeten und Freunden. Ein entscheidender Schlag gegen die erst kürzlich gewonnene Demokratie.
Als die Weltfinanzkrise 2008 die Märkte und die Welt erschütterte wuchs aus einem seltenen Moment der Klarsicht und der Verschlechterung der Lebensumstände die Unzufriedenheit im Volk mit Putin. Trotz alledem war es Putin möglich, mithilfe seines Staatsapparats und den Staatsmedien den wütenden Pöbel klein zu halten und seine Macht zu sichern. Mittels politischer Indoktrination schaffte er es, den Westen als Feindbild zu etablieren und das russische Volk von seiner eigenen Misere abzulenken und auf das Feindbild, den Westen, zu fokussieren. Zwischendurch wechselte Putin auf den Posten des Ministerpräsidenten, um vier Jahre später wieder in den Kreml zurückzukehren

Mittlerweile erbaut sich Putin ein neues Russland – aufgebaut auf Unterdrückung, Manipulation, Propaganda und Genozid. Er lässt den Militarismus neu aufleben und steckt schon Kinder in Marineuniformen auf den neuen Militärparaden, die die Soldaten von Morgen für ein neues Groß-Russland begeistern sollen.
Nach seinen Ausführungen leitete Udo Lielischkies eine Fragerunde ein und ermutigte das Publikum, sich auch kritisch zu zeigen, um aus einem produktiven Austausch andere Sichtweisen aus der Schülerschaft und von den anwesenden Lehrkräften hören zu können.
