UNESCO-Projektfahrt 2022

Italien – UNESCO-Projektfahrt (Rom – Basilikata – Apulien)

Andiamo!

Hieß es für insgesamt 42 Schüler*innen des Gymnasiums Verl in den ersten beiden Sommerferienwochen auf dem Weg nach Italien und einmal quer durch es hindurch im Rahmen des UNESCO-Programms unserer Schule.

Am Mittwoch, dem 29.06.22, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu unserem ersten Reiseziel, Rom, begleitet von Frau Schneider, Frau Herz, Herrn Krüger und Herrn Wagener. Und natürlich unseren Busfahrern, die uns in weniger als 21 Stunden direkt in die Hauptstadt Italiens katapultierten, dem Sprungbrett in die Antike, zu viel Verkehr und leckerem Essen.

Gen späten Nachmittag kamen wir dann in unserem ersten Hotel an, einem Campingplatz mit kleinen Condos und süßen Terrassen zum gemeinsamen Beisammensitzen. Doch an Ausruhen nach 21 Stunden Busfahrt und guten 32 Grad im Schatten war nicht zu denken! Im Gegenteil! Bevor am nächsten Tag das Programm und damit auch das Lernen über Cäsar, Herkules, Bernini und Co. starten sollte, nutzten wir den ersten Abend, um uns in Kleingruppen individuell einen ersten Eindruck der Stadt mit all ihren Schätzen zu verschaffen.

Für viele von uns hieß dies hinein in die Millionenstadt, der ersten Millionenstadt Italiens überhaupt, und erst mal Pizza essen. Natürlich alles rein in Diensten der Wissenschaft und der Erforschung der italienischen Kultur.

Unsere Thesen sollten sich bewahrheiten, denn die Tiefkühlpizza aus dem Supermarkt kann nichts gegen die kleinen Pizzerien in Rom mit direktem Blick auf den Trevi-Brunnen.

Mit diesem Erlebnis direkt am ersten Tag begann auch schon der nächste. Auf dem Programm: der Petersdom im kleinsten Land der Welt: dem Vatikanstaat. Als Wahrzeichen des Vatikanstaates gilt er als eine der heiligsten Kirchen des Christentums, gewidmet dem heiligen Petrus, einem der 12 Apostel Jesu Christi. Zu dessen Gedenken ließ Kaiser Konstantin diese Kirche errichten, direkt über dem Grab des Apostels, geschmückt und verziert mit unzähligen Fresken, Bildern, Statuen und Reliquien aus Marmor, Gold und Mosaiksteinen. Darüber hinaus ist er mit 136 Metern die höchste Kuppel der Welt, die sich sogar besichtigen lässt. Der Preis: 8 € und 521 Stufen! Der Lohn: die Aussicht über den ganzen Vatikanstaat und Rom.

Danach erkundeten wir wieder auf eigene Faust die Stadt mit ihren Winkelgassen, Trinkbrunnen und Panini, einem typisch italienischen Gebäck, kleinen Brötchen, belegt nach Wahl mit Prosciutto, Mozzarella, Salat und Tomaten.

Als nun selbsternannte Professoren im Bereich Rom, seinem Essen und seinen Sehenswürdigkeiten staunten wir nicht schlecht, als wir am nächsten Tag das Forum Romanum betraten und uns im Jahre „huuuuundeert nach Christus“ wiederfanden. Mit großem Wissensdurst und sehr wenig Schatten erkundeten wir das Forum, ehemaliger Schauplatz des alltäglichen Lebens der Römer in den Basiliken, der Kurie, an Tempeln und in Markthallen.

Aber nicht nur dort spielte sich das alltägliche Leben ab, nein. Während wir uns heutzutage aufs Sofa setzen und „Wer wird Millionär“ oder den „Tatort“ gucken, schauten sich die Römer noch echte Spiele und Dramen an: im Kolosseum. Gebaut um ca. 80 nach Christus diente es von dort an als Schauplatz für unglaubliche und brutale Kämpfe zwischen Menschen und Tieren.

Heute ist von dem vierstöckigem Rundbautheater nur noch ein Abschnitt erhalten, da im Laufe der Zeit die Steine zum Bau für andere Gebäude abgetragen wurden.

Durch den Titusbogen hindurch erreichten wir dann unser nächstes Ziel: die kapitolinischen Museen, Aufbewahrungsort von Statuen, Artefakten, Fresken und Scherben der Antike und frühen Neuzeit. So lernten wir Romulus und Remus, Marcus Aurelius und Herakles kennen sowie einige imposante Füße und Nasen, in mehr als 50 Hallen und Gebäudeteilen.

Am nächsten Morgen hieß es dann früh aufstehen, denn mit dem Wechsel unserer Unterkunft wechselten wir auch das Jahrhundert, mit dem Besuch des Castel del Monte in Apulien. Das Castel ist ein achteckiges Bauwerk aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II., der dessen Erbauung im Jahre 1240 in Auftrag gab. Dieser hatte anscheinend eine Vorliebe für die Zahl 8, denn:

Die Grundform des Castels ist achteckig, mit einem achtseitigen Innenhof, in dessen äußeren Ecken acht Türme angeordnet sind. Auf zwei Etagen, welche über 44 Stufen (4+4=8) miteinander verbunden sind, lässt sich das Castel erkunden. Sein Nutzen ist bis heute ungeklärt, jedoch wird davon ausgegangen, dass es als Therme für müde Soldaten auf dem Weg ins Abendland dienen sollte.

Solch ein kühles Nass ist schon eine Wohltat, besonders wenn es direkt an unserem Hotel liegt. Deswegen verbrachten wir den Nachmittag unseres zweiten Tages in Apulien auch am Strand direkt vor unserem Hotel im schönen Ort Bisceglie. Den Vormittag dagegen waren wir in Matera, gebaut auf und in der felsigen Landzunge des Südens. Dort zu besichtigen sind die Sassi, ein Komplex aus bewohnten Höhlen, direkt aus den Felsen geschlagen. Die Stadt verbindet Altes mit Neuem und einer unglaublichen Anzahl an kunsthandwerklichen Geschäften, aus welchen bestimmt das eine oder andere Souvenir stammt.

Gern gesehen war auch Bari am darauffolgenden Tag im darauffolgenden Hotel, eine Großstadt mit rund 332.000 Einwohnern und kleinen Gässchen, in denen die Frauen sitzen und Orecchiette zubereiten. Das sind kleine italienische Nudeln, die traditionell für die Stadt sind und die größtenteils von älteren Damen in ihrer Freizeit zubereitet werden. Doch die Stadt hat noch mehr zu bieten: imposante Kirchen, darunter die Basilica San Nicola, in der sich angeblich die Reliquien des heiligen Nikolaus befinden. Dazu die Stadtmauer, von welcher aus man den kompletten Hafen mit all seinen Booten überblicken kann und, wer hätte es gedacht, einen Strand mitten in einer Bucht gelegen.

 

Und so brach nicht nur unser letzter Strandbesuch an, sondern am nächsten Morgen auch der vorletzte Tag in Apulien. Den Tag verbrachten wir zunächst in Alberobello, bekannt für seine Trulli. Diesmal sind es nicht die Sassi, sondern die Trulli, kleine getünchte Häuser mit einem kugelförmigen Dach, geschaffen zum Leben vor bereits 300 Jahren. Heute ist das UNESCO-Weltkulturerbe kaum noch bewohnt, dafür aber komplett rekonstruiert und umfunktioniert für kleine Geschäfte und Shops in der Innenstadt.

Und weil die Mischung aus Städtetrip und Strand so perfekt war, machten wir es am nächsten Tag gleich wieder!

Dieses Mal allerdings nach und in Metaponto, und zwar zunächst zu den Tavole Palatine, einem griechischen Tempel aus dem 6. Jahrhundert vor Christus und gewidmet den Göttern Hera und Apollo. Trotz unseres Aufenthaltes in Italien erfuhren wir viel über die Verbindungen zwischen den römischen und altgriechischen Kulturelementen, im „Museo Archeologico Nazionale di Metaponto“. Danach ging es direkt vor Ort an den Strand, von wo wir nicht nur nass aus dem Wasser wieder kamen, sondern auch nass nach Hause. Ein warmer Sommerregen, auf den wir nach all den heißen Wolkentagen nicht vorbereitet waren, aber den wir dennoch gerne sahen.

Nicht in der Innenstadt, aber im Inneren der Grotte di Castellana waren wir dann am Nachmittag. Entdeckt wurden die Grotten 1938 von Franco Anelli und erforscht von uns im Rahmen einer Führung, beginnend in der „Haupthöhle“, der Grave, mit einer Höhe und Breite von 100 Metern. Von dort folgten wir dann einen Kilometer dem Rundgang voller beeindruckender Stalaktiten und Stalagmiten, Tropfsteinen und Fossilien sowie unserer eigenen Fantasie.

Weniger fantasiereich, dafür aber voller interessanter Fakten, verbrachten wir unseren letzten Tag, und zwar in Lecce und Taranto, zwei Städte geprägt vom Barock und Handel mit unzähligen Kirchen, Theatern und Handelsschiffen. Gerade die Basilika Santa Croce, die sich in der Altstadt von Lecce befindet, ist beeindruckend mit ihren zahlreichen Verzierungen und versteckten Details. Getoppt wurde das nur noch durch die Basilica San Cataldo, unserem letzten Besichtigungspunkt in Taranto und Italien. Errichtet wurde sie Mitte des 12. Jahrhunderts und gefüllt ist sie mit Säulen und Fresken der Antike und des Spätbarocks, sowie einer Kassettendecke und einer Kapelle mit einem Schrein aus Marmor und Azurit.

Wertvoller als diese Kirchen mit all ihren Schätzen sind nur unsere Erinnerungen an diese Fahrt, die schneller vorbeiging, als irgendeiner „Bernini“ hätte sagen können. Und doch bleiben uns diese Erinnerungen erhalten in unserer weiteren Vita voller Amore, Sapere und Pizza.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei unseren Lehrern Frau Schneider, Frau Herz, Herrn Krüger und Herrn Wagener bedanken, die diese Fahrt erst ermöglicht haben und alles so wunderbar geplant haben, dass uns diese tollen Erinnerungen noch lange erhalten bleiben werden. Darüber hinaus gilt auch ein Dank unserer Schule und besonders unserem Förderverein, der für den Großteil der Spenden für unsere Führungen verantwortlich ist, sowie der Stadt Verl für weitere Förderung und natürlich allen in unserer Reisegruppe, mit denen diese Fahrt auch außerhalb des Wissensdurstes Spaß gemacht hat.

Durch Corona ist uns allen doch einiges entgangen und dies nun wieder erleben zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes, was hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder möglich sein wird.

Und damit auch von mir, Arrivederci und wieder einen guten Start in das neue Schuljahr!

Sophie von der Maßen